Whither, Architecture? – Wohin geht es mit der Architektur? So lautet eine der zentralen Fragestellungen, die diesem Heft zugrunde liegt. Wir verorten die Architektur dabei im Kräftefeld von Kunst und Ästhetik, von Ökonomien des Markts und Konfigurationen der Macht, zwischen gesellschaftlichen Verdrängungsprozessen und gemeinschaftlichen politischen Projekten, zwischen den material gefügten Volumina der Baukörper und deren Implikation in technologische Mediatisierung. Architektur hat stets ihre Zeit und ihren Ort. Sie bezieht sich als Intervention auf historische, gebaute Gegebenheiten, greift in Bestehendes ein und definiert so je aufs Neue das Verhältnis von Gegenwart und Geschichte. Sie ist in diesem Sinn gebaute Geschichtspolitik. Indem sie das Zusammenleben einer Gesellschaft in materialer Weise vorformt, gibt sie aber auch Modelle für die Zukunft vor. Im Fokus stehen dabei einerseits Fragen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens, die sich hier und heute in besonderer Weise auf Fragen des Eigentums hin zuspitzen. Im Zusammenspiel von Kunst und Architektur haben Besitzfragen schon immer eine zentrale Rolle gespielt. Andererseits beschäftigt uns, in welcher Weise die Untersuchung von Bauformen, im Sinne einer kritischen Ästhetik der Architektur, solchen politischen Fragestellungen gerecht werden kann.
Wir betrachten Development-Architektur und wie sie Kunst auf den Straßen und in den Galerien kooptiert. Wir sprechen mit den Mitgliedern einer Baugruppe in Berlin, die neue Formen des gemeinsamen Planens und Lebens erkunden. Unsere Autoren untersuchen die Gestaltung von High-End-Galerieräumen im Zeitalter des Hyper-Kapitalismus, und unterziehen die Architekturausstellung einer erneuten kritischen Prüfung. Mit Blick auf die jüngste Architekturgeschichte widmend wir uns dem Erbe von Oswald Mathias Ungers, der in den 1970er Jahren in Westberlin bis heute unerfüllte Versprechen für die zeitgenössische Stadt formulierte: das Stadtarchipel und die Urban Villa. Wir veröffentlichen zudem ein Plädoyer gegen die Zerstörung des Marx-Engels-Forum im ehemaligen Ost-Berlin, und berichten von der Entwicklung des audiovisuellen Architektur-Statements inmitten einer internationalen Medien-Architektur der Verwaltung, wie dies 1976 auf der UN-Konferenz ‚Habitat‘ geschah.